Wie weit kann man in die Vergangenheit zurück gehen und Spuren von Lehmbauten vorfinden?




Wenn man es genau nehmen möchte, kann man bis in die Alt- bzw. Frühsteinzeit vor ca. 25.000 Jahren zurückgehen.

Im Jahre 1922 entdeckten Archäologen am Nordfuß der Pollauer Berge in Südmähren (Tschechien) eine Freilandstation jungpaläolithischer Mammutjäger. Bei Grabungen wurden Grundrisse von Hütten und Herdstellen freigelegt und zahlreiche Gräber. Das besondere an diesen Funden ist in diesem Zusammenhang ein Fund, der eine Art Kunststoff aus Lehm und Mammutelfenbeinstückchen darstellt und wohl das Rohmaterial für die Erzeugung von kleinen Mammutfiguren war.




Die ersten Spuren von Lehmziegelbauten (luftgetrocknete Lehmziegel) kann man im Vorderen Orient finden und datieren zurück bis in das 9.-8. Jahrtausend v. Chr..

Ebenso aus dieser Zeit ist eine Siedlung in Al Baida in Südjordanien, in der Nähe der Ruinenstätte von Petra, zu erwähnen. Auch im alten Jericho um 7500 v. Chr. entstand eine Lehmbaukultur.

Die Wohnhäuser dieser frühneolithischen Kultur waren aus Lehmziegeln in Form von Bienenkörben gebaut. Die Maurer von Jericho hatten herausgefunden, dass sich die Ziegel beim Bauen besser mit Mörtelschlamm verankern ließen, wenn in die Oberseite Kerben eingedrückt waren.




Die Baukunst wurde immer ausgereifter von Rundbauten zu Rechteckbauten (platzsparend, bessere Raumaufteilung) und zu normierten Ziegeln. Dieses Verdienst haben wir z.B. den Türken in der Zentraltürkei in Catal Hüyük zu verdanken. Während frühe Ziegelvorläufer meist mit der Hand geformt wurden und so die Größe der ovalen Klumpen je nach den anatomischen Maßen des Herstellers recht unterschiedlich ausfiel, führten die Handwerker von Catal Hüyük eine gewisse Normung bei ihren Ziegelsteinen ein. Dicke, Breite und Länge verhielten sich wie 1 zu 2 zu 4. Die Steine wiesen also fast das gleiche Verhältnis auf wie ein moderner Ziegelstein im Normalformat.

Die Herstellungsweise war ebenso einfach wie praktisch und setzte sich bald im gesamten Mittleren Orient durch:

Ein auf dem Boden liegender Holzrahmen wurde mit frischem Lehmbrei gepatzt bzw. mit Schwung Lehm in die Form hineingeworfen und abgestrichen, anschließend der Rahmen wieder abgehoben.

Zurück blieb ein rechteckiger Ziegel, der in der Sonne trocknen und hart werden konnte.




Die Ägypter dürfen nicht unerwähnt bleiben, seit etwa 5000 Jahren v. Chr. bis in unsere Zeit stellen sie luftgetrocknete Nilschlammziegel her und bauen daraus Wohnhäuser, Stadtmauern und Tempel. Um die Festigkeit ihrer Ziegel zu erhöhen, mengten sie Stroh oder Schilf in die Mischung und erreichten so die dreifache Festigkeit.




Die Bautechnik wurde mit der Zeit immer raffinierter, da wo die Baumaterialien knapp waren (z.B. Holz) entwickelte man neue Techniken wie z.B. Gewölbebauweisen.

Diese Gewölbekonstruktionen ermöglichten es mit ungebrannten Lehmsteinen Gebäude zu überdecken, ohne Holzbalken zu verwenden.




Aus der Geschichte des Lehmbaus gibt es noch vieles zu berichten, wie z.B. die Chinesische Mauer vor ca. 4000 Jahren, die ursprünglich fast vollständig aus Stampflehm aufgebaut war und erst später aus gebrannten Lehmziegeln und Natursteinen eine schützende Hülle bekam.




Neben einer langen Lehmbaukultur in Europa bzw. Deutschland müssen zwei Ereignisse der Baugeschichte herausgehoben werden:

Der alte Stadtkern einer Stadt mitten in der Wüste,

Shibam, im Südjemen.

Diese Stadt ist die einzige Stadt in der Welt, die Hochhäuser mit bis zu 8 - 10 Stockwerken aus luftgetrockneten Lehmziegeln hat (überwiegend 15.-18. Jahrhundert / “Manhattan der Wüste“)!

Die „Große Moschee“ in der Stadt Djenné in Mali, die jedes Jahr nach der Regenzeit Anfang April von den Bürgern aller Stadtviertel im Rahmen eines freudigen Wettbewerbes gepflegt wird, um so für seine Bürger und die Nachwelt weiter erhalten zu bleiben.




Und noch heute leben und bauen Menschen mit Lehm;
etwa1/3 der Menschheit bzw. 2/3 der Menschen in ärmeren Ländern, den sogenannten Dritte Welt Ländern, leben in Lehmbauten.




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