Je nach Zusammensetzung sprechen wir von einem fetten Lehm (hohe Festigkeit, starkes Schwinden/Schrumpfen) mit einem hohen Tongehalt oder von einem mageren Lehm (geringes Schwindverhalten, geringe Festigkeit) mit einem geringen Tongehalt.
Beide Lehme kann man optimieren, wobei es zu mühselig ist einen sehr mageren Lehm mit Ton aufzupäppeln. Der umgekehrte Fall ist das gängige Verfahren.
Man muß ein Gefühl für das richtige Mischungsverhältnis entwickeln, damit der geschaffene Lehmbaustoff nicht zu stark schrumpft (schwindet) bzw. quillt und ein Nacharbeiten dann unumgänglich macht. Um die Festigkeit zu erhöhen, ist es notwendig den Lehm einzusumpfen bzw. ihn mauken zu lassen. Wird der Rohstoff Lehm z.B. über Nacht gewässert, nennt man dies „Einsumpfen“. Hat man bereits eine Lehmmischung zur weiteren Verarbeitung angesetzt, sollte man sie eine Zeit lang (halbe Stunde und mehr) ziehen bzw. mauken lassen.
Das entscheidende Kriterium aber für die Erhöhung der Festigkeit liegt in der Plättchenstruktur der Tonminerale und deren elektrochemischen Anziehungskräfte untereinander, die erst durch Wasser und Bewegung (durchkneten) aktiviert werden.
Erst wenn ausreichend Wasser die plättchen- bzw. schuppenförmigen Tonpartikel umschließt bzw. „umlagert“, d.h., Wasser in und um die Partikel gelangt ist, baut sich eine ausreichend elektrochemische Anziehungskraft der Teilchen auf. Die Lamellen bzw. Lagen von Kristallplättchen, die ihrerseits wieder aus mehreren Schichten (Schichten aus Siliziumoxid zeigen die stärkste negative Ladung = stärkste Ionenbindungsfähigkeit!)
bestehen, entfalten nun ihre große Ionenbindungs- bzw. Kationenaustauschfähigkeit.
Zusammenfassend kann man sagen, je dünner die Kristallplättchen (je enger sie gepackt sind!) und somit je größer die spezifische Oberfläche ist, desto größer sind die Bindekraft des Lehms und die Festigkeit im trockenen Zustand.
Interessant ist auch etwas über die Farbpalette des Lehms zu erfahren. Je nach Zusammensetzung finden wir Gelb bis Rot (Eisenverbindungen), Braun (Mangan), Weiß (Kalk, Magnesium), Grün (Eisen-/Kupferverbindungen) und Braun bis Schwarz (organische Beimengungen) vor.
Eines hat Lehm den synthetischen und modernen Baustoffen allemal voraus, seine Sorptionseigenschaften.
Er weist z.B. ein hygroskopisches Verhalten auf, d.h., er kann Wasser an sich binden (Innenraumklima/Klarer Spiegel im Bad!) und dieses auch wieder abgeben, wenn die Relative Raumluftfeuchte zu gering ist. Weiterhin kapselt er schlechte Gerüche und reinigt so die Raumluft.
Soweit Lehm nicht durch Giftstoffe wie z.B. Schwermetalle oder Öl verunreinigt (hohes Sorptionsvermögen) oder in seiner Form als Baustoff modifiziert worden ist (Zusatz von Zement etc.), kann man ihn jederzeit recyceln und von Neuem (ausgezeichnete Ökobilanz) einsetzen.
Hervorragende Wärmespeicher - bzw. Wärmedämmfähigkeiten und Schallschutzeigenschaften sind zu nennen.
Lehm ist nicht nur bei Tieren ein beliebter Stoff zum Bauen (Termiten-Baumeister), sondern auch für die Fell- bzw. Hautpflege und bei der Magenreinigung ein oft und gern genutztes Mittel. Dieses hatte auch der Mensch schon früh erkannt, welches nun in der „Wellnesswelle“ wieder seine Renaissance erfährt.
Ein entscheidendes Manko hat Lehm dennoch, er ist nicht wasserfest, was aber bei richtiger Verarbeitung bzw. Anwendung keine größeren Probleme darstellen sollte.
Frei nach dem Motto „Unten Gummistiefel, Oben großer Hut“ ist gemeint: Eine Sperre gegen aufsteigende Feuchtigkeit, Spritzwasserschutz und ein ausreichender Dachüberstand sind schon alles was man braucht zur Erhaltung des Lehmbauwerks.
Dies wird noch ergänzt durch einen ausreichenden Oberflächenschutz:
Kalkputze, Holzverblendungen oder z.B. japanische Maurertechniken (Abtropfhilfen in die Wand integriert), Hydrophobierungen, etc.